Evangelische Familienbildungsstätte in Klötze existiert seit 20 Jahren / Feier für 11. Mai geplant

„Klötzer Volksstimme“ vom 11.04.2014
 Von Markus Schulze

[ Klötze ] Vor fast genau 20 Jahren, am 23. April 1994, wurde die Evangelische Familienbildungsstätte (EFA) in Klötze eröffnet. Das Gebäude an der Oebisfelder Straße 37 – früher wurde das Gebiet „Im Boonekamp“ genannt – gehört zu den ältesten überhaupt in der Stadt. Nach dem Brand von 1725 wurde das ehemalige Kantoratshaus 1777 als Fachwerkhaus wieder aufgebaut. Bis zum Ersten Weltkrieg war es die Schule für Alt-Klötze. Danach wurde es kirchlich genutzt.

Anfang der 1990er Jahre, so erinnert sich EFA-Leiterin Thekla Putzke im Gespräch mit der Volksstimme, gab es Pläne für eine andere Form der Nutzung. Auf Wunsch der Pfarrersfrau sollte ein Kinderhaus eingerichtet werden. Allerdings gab es dafür keine Fördermittel vom Land, für eine Familienbildungsstätte hingegen schon. So konnte das Haus für etwa 700 000 Euro umgebaut und renoviert werden.

„Wir richten uns nach dem, was die Menschen wollen, sind flexibel und für Ideen dankbar.“

Anfangs, so erzählt Thekla Putzke, wurde die EFA von zwei ABM-Kräften mit Leben erfüllt. Es waren Steffi Schitteck und Heike Gottschall. Schon damals gab es diverse Angebote, wie etwa den Seniorentreff sowie Spiel- und (politische) Gesprächskreise. Eine Kinderferienbetreuung gab es jedoch noch nicht, mal abgesehen von den „drei tollen Tagen“, die mithilfe der Stadt stattfanden. Was es seinerzeit noch gab, waren Angebote für hyperaktive Kinder und Veranstaltungen zum Thema Sekten.

Am 1. Oktober 1996 gab es in der EFA die erste feste Stelle: Thekla Putzke übernahm die Leitung. In der Folge wurde die Angebotspalette immer mehr verändert, beziehungsweise erweitert. An Bewährtem wurde festgehalten. 1997 wurden die Ferienprogramme mit Vormittagsbetreuung einge- führt. Die EFA versteht sich entsprechend der Vorgaben des Landes als Familienbildungsstätte im besten Sinne. Allerdings will man sich allein darauf nicht beschränken. „Wir richten uns nach dem, was die Menschen wollen, sind flexibel und stets für Ideen und Anregungen dankbar“, sagt Thekla Putzke.

„Es wird immer schwieriger, zu planen. Mein Wunsch ist eine fest angestellte Technik-Kraft.“

Eine große Nachfrage bestand und besteht insbesondere für die Bereiche „Eltern“, „Kind“ und „Gesundheit“. Hierzu gibt es ebenso diverse Angebote wie zu einigen anderen Themen (siehe Infokasten). Noch dazu treffen sich in der EFA die Selbsthilfegruppen Krebs, Osteoporose, Depression und Verwaiste Eltern. Auf Wunsch können in der Einrichtung übrigens auch Kindergeburtstage gefeiert werden.

Personell ist die Situation in all den Jahren nicht einfacher geworden, bedauert Thekla Putzke. Zu der Zeit, als sie in der EFA anfing, stand auch der erste Zivildienstleistende helfend zur Seite. Die Zivis entwickelten sich in den Jahren zu einer wichtigen Hilfe. Außerdem gab es anfangs mindestens zwei ABM-Kräfte, die täglich sechs bis acht Stunden arbeiteten. Doch sind die Zivis längst Vergangenheit. Gegenwärtig gibt es zwei Personen, die 21 Stunden pro Woche in der EFA ihren Bundesfreiwilligendienst leisten. „Das reicht aber hinten und vorne nicht“, stellt Thekla Putzke klar. „Es wird immer schwieriger, zu planen. Mein Wunsch ist eine fest angestellte Technik-Kraft.“

Eine große Stütze ist ihr seit 2006 Simone Behr, die zweite Festangestellte in der EFA. „Es ist bewundernswert, wie viel sie auch zu Hause in ihrer Freizeit für die EFA macht, sich etwas ausdenkt für ihre Kreativangebote“, sagt Putzke. Und weiter: „Wir haben viele Ehrenamtliche, die uns immer wieder unterstützen. Ohne sie würde es beispielsweise die Kinderkleiderbörse oder das Pellkartoffelessen nicht geben. Es ist schön, dass sich so viele Leute verantwortlich fühlen.“

„Die Unsicherheit über die Zukunft hat uns gelähmt und viel Kraft gekostet.“

Die EFA trägt zwar „evangelisch“ im Namen, ist aber ein Haus, das für Menschen jeglicher Konfession oder Leute ohne Glauben offen steht, wie Thekla Putze betont. „Der christliche Gedanke ist der, dass wir für die Menschen da sein wollen. Es hat einen diakonischen Aspekt.“ Trotzdem kommt das Kirchliche nicht zu kurz. So finden in der EFA der Konfirmandenunterricht, die Kinderkirche und im Winter auch Gottesdienste statt.

Sorgen bereitet Thekla Putzke die stete Frage nach der Zukunft. Im vorigen Sommer hieß es, das Land werde seine Zahlungen einstellen. Erst im November kam das Dementi.

„Die Unsicherheit über die Zukunft hat uns gelähmt und viel Kraft gekostet“, räumt Thekla Putzke ein. „Wir hoffen, dass wir dahingehend die nächsten zwei Jahre Ruhe haben. Aber da müssen wir abwarten.“ Hoffnung hat ihr im vergangenen Jahr gemacht, wie sehr sich die Stadt Klötze, der Altmarkkreis Salzwedel und der Kirchenkreis für die EFA eingesetzt haben. „Das waren Zeichen der Wertschätzung für unsere Arbeit. Das gibt uns Mut.“ Trotz dieser finanziellen Probleme ist man in der EFA bemüht, die Gebühren „moderat“ zu halten, um auch wirklich jedem den Besuch der Einrichtung oder die Teilnahme an Kursen ermöglichen zu können.

Ein schon länge gehegter Traum von Thekla Putzke ist der Bau eines Schwimmbeckens auf dem EFA-Gelände: „Aber dafür müssten wir schon im Lotto gewinnen.“

Bis dahin freut sich Thekla Putzke auf die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen der EFA am 11. Mai. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. „Das wird ein geselliger Tag“, ist sie sich sicher.

(Quelle: Volksstimme.de)

Posted in: Rückblicke.
Last Modified: April 16, 2014